Mina / Juli 2013
Das Leben einer Deutschen im Teufelskreis der häuslichen Gewalt
Es fing alles an als ich mich in meine 1. große Liebe verliebte. Ich war damals gerade 15 Jahre alt, als ich mich in den jungen Mann verliebte, der 4 Jahre älter war als ich. Nach
einigen Dates mit ihm waren wir endlich zusammen und ich hatte gedacht mein Glück wäre perfekt. Er war kein Türke, aber er und seine Familie sprachen türkisch und die Kultur war auch so wie bei den
Türken. Wir waren gerade 1 Jahr zusammen und ich war sehr glücklich.
Doch dann fing es an mit der 1. Ohrfeige. Er hatte mich wegen irgendeiner Sache angeschrien und ich als Deutsche habe ihm Widerworte gegeben. Als er mir die Ohrfeige verpasste, war ich erst mal
geschockt und fing an zu weinen, denn ich kannte das nicht, meine Eltern haben mich nie geschlagen.
Ungefähr nach 10 Minuten hat er sich bei mir entschuldigt und gesagt, dass sowas nie wieder vorkommen würde. Als ich das realisiert habe, was passiert ist, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht,
habe gedacht das wäre normal.
Ich habe damals mit meiner Schwester telefoniert und ihr erzählt, was passiert ist. Sie war nicht begeistert und hat versucht mir zu sagen, dass ich ihn verlassen sollte, denn das hätte ich nicht
verdient und dann hat sie mir einen Spruch gesagt: Wer einmal schlägt, schlägt immer. Ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass ich ihn nicht verlasse, dass es nur ein Ausrutscher war, ich dachte es
zumindestens. Dann fragte ich ihn, warum er das getan hatte, er meinte nur ich soll ihn nicht zurück anschreien und ihm keine Widerworte geben. Ich bin aber stur und wenn er mich anschreit und ich
zurück schreie, dann weil ich im Recht war und ich mir sowas nicht gefallen lasse. Wir waren 9 Jahre zusammen und in den ganzen Jahren habe ich mindestens alle 2 Tage Schläge bekommen, nur weil ich
meine Meinung gesagt habe und weil ich nicht meinem Mund halten wollte. Auch auf der Strasse hat er mich geschlagen und beleidigt, das war sehr beschämend für mich. Viele Leute sind draussen an uns
vorbei gegangen und haben alles gesehen und gehört, doch keiner hat sich getraut einzugreifen. Er war kein deutscher Mann, aber es ist ja egal welche Nationalität man hat. Wenn ich ihm gegenüber zu
laut oder zu frech wurde, hat er ohne zu Zögern zugeschlagen.
Meine Familie hat sehr viel mit gemacht und immer versucht, dass ich mich von ihm trenne, doch ich wollte nicht oder konnte nicht. Die Schmerzen, die ich immer wieder erleiden musste, sind bis heute
auch noch nicht vergangen.
Er hat mich vor der Firma, wo ich damals gearbeitet habe, nach Feierabend zusammen geschlagen, nur weil 2 seiner Cousins nicht glauben konnten, dass ich das 4. Jahr mit ihm zusammen und treu war. Er
stieg aus dem Auto gab mir einen Schlag und ich lag auf dem Boden, er trat weiter auf mich ein, verbrannte mich mit Zigaretten. Die Sekretärin von der Firma hat das damals gesehen und direkt die
Polizei gerufen. Ich bin damals ins Auto eingestiegen, wir haben zusammen gewohnt und ich wollte nach Hause. Als wir fast zu Hause waren rasten auf einem 6 Polizeiwagen mit Blaulicht an uns vorbei,
ich hatte mir dabei nichts gedacht, aber ich war verletzt und nur noch am weinen. Auf einmal drehten die Polizeiwagen und kamen direkt auf uns zu. Ein Polizist sprang aus dem Wagen und zielte mit der
Pistole auf meinem damaligen Freund und schrie, dass er sofort aus dem Auto aussteigen sollte. Die Sekretärin hatte damals gedacht, dass ich von ihm entführt worden wäre.
Als er ausstieg wurden er und seine Cousins direkt festgenommen. Ein Polizist holte mich aus dem Auto ich war am ganzen Körper am zittern und nur noch am weinen. Man befragte mich, was passiert wäre
und ich musste alles erzählen. Nach einiger Zeit hatte sich das geklärt und ich wurde von der Polizei gefragt, ob ich eine Anzeige erstatten wollte, doch ich verneinte das. Als wir dann zu Hause
waren hat er angefangen, seinen Koffer zu packen. Ich wollte nicht, dass er geht, aber er ging. Am nächsten Tag kam er mit einer Rose zurück und entschuldigte sich mit Tränen bei mir. Ich habe ihm
verziehen. Aber meine Familie hat das mitbekommen und mein Onkel hat ihn gesucht, aber nicht gefunden. Sein Glück damals, denn hätte mein Onkel ihn gefunden, hätte er das nicht überlebt. Meine
Familie hat mir verboten, mit ihm weiterhin zusammen zu bleiben, aber ich wollte immer noch mit ihm zusammen bleiben und das habe ich auch getan.
Das ging dann 5 Jahre immer alle 2 Tage so weiter, dass er mich schlug, mit dem Gesicht gegen die Wand, gegen Spiegel, er hat mir sogar büschelweise Haare rausgerissen und mit Fäusten auf mich
eingeschlagen. Am letzen Abend, bevor ich von ihm abgehauen bin, hat er mich wieder zusammengeschlagen, ich habe nur geschrien und geweint. Dann als er aufgehört hat, habe ich mein Handy genommen und
meine Schwester angerufen, ihr gesagt, dass sie mich ganz schnell abholen soll und dass ich ihr alles später erzählen würde. Ich packte meine wichtigsten Sachen zusammen und den Rest habe ich schnell
in ein anderes Zimmer eingeschlossen. Dann habe ich meine Tasche genommen und bin raus auf die Strasse. Ich habe mich versteckt, bis meine Schwester kam. Als sie mich gesehen hat, musste sie weinen
und wollte, dass ich zu Polizei gehe, doch ich wollte nicht, ich wollte nur weg. ich habe ihn nicht einmal in den ganzen Jahren angezeigt, in denen er mich geschlagen hat. Als er gemerkt hat, dass
ich nicht mehr zurück kommen würde, hat er alles versucht, dass ich zurück komme, aber ich wollte nicht mehr und bin auch nicht zurück gegangen. Ich habe mir mit Hilfe meiner Schwester ein neues
Leben aufgebaut und habe die Vergangenheit ruhen lassen.
Heute denke ich mir, warum ich ihn nicht früher verlassen habe, warum ich das alles mitgemacht habe und 9 Jahre meines Lebens verschwendet habe. Heute ist es 3 Jahre her, dass ich von ihm weg bin und
ich bin froh, dass ich das geschafft habe. Und ich weiss heute, dass ich nicht schuld war, dass sowas passiert ist, denn all die Jahre habe ich gedacht, es ist meine Schuld gewesen. Ich war jung und
blind vor Liebe, dass ich das mitgemacht habe all die Jahre.
An alle Frauen, die das auch erleben und von ihren Männern geschlagen werden: Bleibt nicht stumm, macht was, geht zur Polizei und zeigt eure Männer oder Freunde an, die so was machen. Denn ihr habt
das nicht verdient, egal um was es geht oder was passiert ist, IHR SEID NICHT SCHULD! Versaut nicht euer Leben mit so einem Mann.
Zusatz: Das ist eine wahre Geschichte
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Butterfly / September 2013
Frühlings-Liebes Geschichte
Sorry, aber ich habe mich heute neu verliebt! Oh je, ich dachte das passiert mir nicht mehr, schließlich habe ich doch Mann und Familie. Doch heute kam alles ganz anders: Als ich heute Morgen aufwachte, war es ungewöhnlich hell. „Oh nein“, dachte ich, „Jetzt habe ich verschlafen.“ Doch so war es nicht. Die Sonne schien schon früh auf mein Bett, viel früher als sonst. Da macht das Aufstehen doch Spaß. Als mein Sohn für die Schule fertig war, räumte ich schnell die Küche auf, um wie gewohnt mit mit meinem Hund Benny die erste Runde zu laufen.
Als ich aus dem Haus trat, stand er plötzlich direkt vor mir. Ich war völlig überrascht und fast geblendet. So schön, wie ich ihn von damals in der Erinnerung hatte. Wir hatten letztes Jahr eine wunderbare Zeit verbracht, doch plötzlich war er verschwunden. Gerade in der letzten Zeit habe ich sehr oft an ihn denken müssen, Er hat einfach eine so Wahnsinns-Ausstrahlung, bei der die Gefühle halt schon mal „verrückt“ spielen. Genauso ging es mir dann heute wieder. Mir wurde plötzlich richtig warm, und ich überlegte noch mal schnell ins Haus zu gehen, um mir etwas Dünneres anzuziehen. Aber das würde sicher blöd aussehen und womöglich wäre er dann weg, wenn ich wieder rauskäme. Also stürzte ich ihm entgegen. Ich war überglücklich ihn wiederzusehen und schenkte ihm mein schönstes Lächeln. Ich wusste dieser Tag wird gut. Wir gingen mit dem Hund über Wiesen und Felder. Endlich war er wieder da. Wie sehr ich ihn vermisst hatte, wurde mir jetzt erst wieder klar. Auch Benny schien seine Anwesenheit sichtlich zu genießen. Er war kaum wiederzuerkennen, sprang wild um mich herum und raste mit wedelnder Rute über die Felder. Ich fragte ihn, wo er denn so lange gewesen sei. Ich gestand ihm, wie sehr er mir gefehlt habe, dass ich oft an ihn gedacht habe und dass ich gehofft habe, dass er doch endlich bald unerwartet vor mir stehe. Er erzählte mir, dass er quasi am anderen Ende der Welt war und eigentlich auch erst am 20.März kommen wollte. Aber er könnte sich das auch nicht immer so aussuchen. Ich fragte nicht weiter nach und genoss einfach seine Nähe. Wir erinnerten uns an alte Zeiten. Ich lehnte mich an einen Baum und schloss die Augen. Ich spürte, dass er immer näher kam. So nah, dass ich ihn riechen konnte. Sein Geruch war mir noch sehr vertraut und erinnerte mich an das letzte Jahr. Er hauchte mir seinen warmen Atem ins Gesicht. Ich atmete tief ein. Am liebsten hätte ich mich direkt vor ihm auf die Wiese gelegt. Ich spürte wie tausend Schmetterlinge in meinem Bauch anfingen zu tanzen. Ich fühlte mich wie neugeboren und dachte, jetzt könnte ich Bäume ausreißen. Plötzlich wurde mir klar, dass die Zeit nur so vorbeigerauscht sein musste. Es wurde höchste Zeit: Ich musste zur Arbeit, aber schnell! Er begleitete mich noch nach Hause und versprach mir, dass wir uns am Nachmittag noch treffen könnten, wenn ich Zeit habe. Und ob ich die hatte! Na toll…ich mochte gar nicht mehr arbeiten gehen, wo es doch grad so schön war. Zum Glück brauchte ich ja nur bis halb zwei arbeiten und so ging die Zeit die ich bei der Arbeit leider im Keller verbrachte, weil dort mein Arbeitsplatz ist, auch schnell um. Schnell raste ich nach Hause. „Bloß keine Zeit mit ihm verpassen“, schoss es mir durch den Kopf. Zu Hause angekommen putzte ich im Eiltempo das Haus. Ich konnte eh noch nicht weg, weil mein Mann mit dem Auto noch bei der Arbeit war. Ich brauchte den Wagen, denn wir hatten ein Date an unserem Ferienhaus am See, nicht weit von zuhause. Mein Mann hatte heute sowieso keine Zeit für mich. Er hatte seine Skat Freunde zum Spielen eingeladen. „Selber schuld“, dachte ich nur. Hauptsache, er kommt jetzt auch pünktlich nach Hause. Als erstes kam unser Sohn nach Hause. Ich sagte ihm, er solle sich eine Pizza in den Ofen schieben. Mein Gott, was war los mit mir? Mir schien es egal zu sein, was jemand darüber dachte. Ich ließ nun alles stehen und liegen und fing meinen Mann schon fast in der Tür ab. Ein schnelles „Hallo“ und „viel Spaß mit deinen Skat Kumpels“ und Tschüss. So! Endlich…ich fuhr zu unserem Haus am See. Dort verbrachte ich am liebsten meine Zeit mit ihm. Auch im letzten Jahr trafen wir uns oft dort. Jetzt war es wieder soweit! Kurze Zeit später saß ich mit ihm eingemummelt in einer Decke mit Kaffee und Kuchen am See. Wir genossen erst einmal die Stille und den Anblick des Sees, auf dem sich die Sonne spiegelte. Mein Gesicht rötete sich schon, denn es wurde warm unter der Decke denn er strahlte eine enorme Hitze aus. Plötzlich hörte ich ein altbekanntes Geräusch, ein wildes Geschnatter, und da sah ich sie auch schon: drei riesengroße Formationen von Wildgänsen. Wie in jedem Jahr kreisten sie in verschiedenen Formen über unseren See, um danach zu ihrer Brutinsel zu fliegen, die mitten im Wald in einem See liegt. Wenn die Jungen fliegen können, kommen sie wieder zu unserem See und werden dort großgezogen. Herrlich… als hätten auch wir uns heute hier verabredet. Es schien mir, als wären sie gerade genauso glücklich wie ich. Später ging ich mit ihm dann noch ein wenig spazieren. Ich bewunderte wie immer seinen guten Geschmack. Er kleidete sich einfach einzigartig. Er verstand es Farben und Formen perfekt zu kombinieren und dabei ließ er sich fast täglich etwas Neues einfallen. Da ich ein sehr farbenfroher Mensch bin, liebte ich natürlich seine Farbauswahl, die keinesfalls übertrieben war, sondern immer harmonisch auf das Ganze abgestimmt. Es war ein absoluter Einklang in Farbe und Form. Deshalb wirkte er wohl auch auf mich und andere wie ein Jungbrunnen. Als der Tag langsam zu Ende ging, fragte ich ihn „ Wie lange wirst du diesmal bleiben?“ „Du weißt es doch“, sagte er. „Höchstens drei Monate. Dann muss ich wieder weiterziehen, Ich bin halt ein Wanderer.“ Das machte mich fast ein wenig traurig, also verdrängte ich den Gedanken schnell wieder und nahm mir vor, so viel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen. Langsam wurde es kalt und dunkel. Es war Zeit sich zu verabschieden. Ich nahm meinen Hund und fuhr nach Hause. Meine Familie hatte den ganzen Tag im Haus verbracht und von alledem nichts mitbekommen. Ich sprach auch nicht darüber und ging sofort ins Bett, um noch ein wenig den schönen Gedanken nachzuhängen. Als es fast Nacht wurde, schaute ich durchs Fenster in den Sternenhimmel und dachte noch lange an ihn. In meinen Träumen tanzte ich die ganze Nacht mit ihm. „Hoffentlich sehe ich ihn morgen wieder.“
Willst Du wissen wie er heißt? Er hat einen tollen Namen. Ich kenne sonst niemanden, der so heißt. Er heißt ..:-) und er sagte mir beim Abschied, er komme immer kurz bevor die Wildgänse über unseren See fliegen. Schlaf gut, mein geliebter?, bis morgen! :-) Dein Butterfly
Zusatz: erlebt zweideutig
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Viola Lichtermann / Oktober 2013
Die Bushaltestelle des Glücks
Es begab sich zu einer Zeit in der ich noch mit meinem Exmann verheiratet war. In dieser Zeit gab es grössere Differenzen in meiner Ehe. Da ich immer an die Ehe geglaubt habe, versuchte ich gerade meine Ehe zu retten. Von Beruf bin ich gelernte Bäckereifachverkäuferin und arbeitete in einer Bahnhofsbäckerei. Da ich leider nicht über einen Führerschein verfüge, holte mich mein damaliger Mann immer neben dem Bahnhof von einer Bushaltestelle ab, die für Tagesfahrten gedacht ist. So auch an jenem Abend im Juni 2009. Das Wetter war wie gemalt schön, und ich setzte mich nach Feierabend an jene Bushaltestelle, um auf meinen Mann zu warten. So in meinen Gedanken verstrickt, beobachtete ich einen jungen Mann, der sein Fahrrad vor sich her schob und genau auf mich zu kam. Da ich nichts weiter zu tun hatte, als zu warten, war ich etwas amüsiert, denn dieser junge Mann hatte eine Tasche über der Schulter hängen, die aber nicht dort bleiben wollte, und ständig von seiner Schulter rutschte. Dann blieb dieser sehr hübsche junge Mann glatt vor mir stehen, und schimpfte leise vor sich hin. Als er mich dann bemerkte, fragte er mich höflich ob er sich neben mich setzen dürfe. Ich hatte absolut nichts dagegen, es kommt schliesslich nicht jeden Tag vor das so ein netter hübscher Mann sich neben mich setzen will. Also setzte er sich und begann dann ganz unbefangen ein Gespräch mit mir. Es fiel uns nicht schwer den Redefluß aufrecht zu erhalten. Doch in mitten des schönen Gesprächs kam dann mein Mann mich mit seinem Auto abholen, und ich stieg zu ihm ins Auto. Innerlich schloß ich damit ab, und dachte das ich diesen netten jungen Mann sowieso nicht wiedersehen würde und ausserdem war ich ja verheiratet und versuchte vergeblich meine Ehe wieder in den Griff zu bekommen. Um nicht noch mehr verletzt zu werden, verdrängte ich also jedweden Gedanken an diesen netten, jungen Mann aus meinen Kopf. Einige Tage später war ich wieder bei meiner Arbeit in der Bahnhofsbäckerei, als dieser nette junge Mann von der Bushaltestelle wieder auf mich zu kam. Als ich ihn sah, brauchte ich einige Sekunden um ihn wieder zu erkennen, denn ich hatte ihn ganz und gar verdrängt. Als er mich dann wieder mit diesem bezaubernden Lächeln anlächelte, war es mir dann klar wer er war. Er sprach mich wieder an und fragte wie es mir geht. Wieder unterhielten wir uns ganz nett miteinander. Da aber immer wieder Kunden dazwischen kamen, fühlte sich dieser junge Mann ziemlich gestört, und meinte das wir uns ja vielleicht später sehen könnten. Da ich aber eigentlich nicht auf der Suche nach einem anderen Mann war, und immer noch versuchte meine Ehe zu retten, verdrängte ich ihn alsbald wieder aus meinen Gedanken. Dann kam ein Tag im Juli, der mein Leben für immer veränderte. Denn an diesem Tag sagte mir mein Mann, dass er eine andere Frau in seinem Leben gefunden habe, mit der er jetzt beabsichtige zusammen zu leben. Als er mir das mitteilte, war es, als giesse man mir heisses Öl ein. Ich glaubte die Ehe sei eine Festung, etwas Unerschüttlerliches. Ich hatte 20 Jahre Leben in sie hinein invesitiert und nun floß alles dahin wie Butter in der Sonne. An den tollen Mann von der Bushaltestelle dachte ich zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr. Ich war einfach unglaublich fassungslos und gekränkt, dass mein Mann mich ganze sechs Monate darüber im Unklaren gelassen hatte, dass er neu liiert ist, und mich sozusagen warm gehalten hatte. Was für mich aber absolut klar war, das ich nicht allein bleiben wollte, und ich wollte mich auch rächen, was aber wirklich töricht war. Aber nun ja, was man nicht alles macht wenn man von Wut verblendet ist. Also wollte ich mich auch bei der Internetseite anmelden, von wo aus mein Mann sich seine neue Frau gesucht hatte, um nun meinerseits gezielt nach einem neuen Lebenspartner zu suchen. Echt verrückt, ohne zu wissen, dass ich ihn ja schon kannte. Bald bekam ich auf dieser Seite viele interessante Angebote, und mit einem Mann verabredete ich mich in der Stadt und hatte so das erste Date meines Lebens. An jenem Tag ging ich vorher noch zum Frisör und hübschte mich ein wenig auf, um dann das Date zu treffen. Nach dem Frisörbesuch hatte ich noch massenhaft Zeit, und schlenderte so enfach ziellos durch die Stadt. Als ich an einer Pizzaria vorbei gehen wollte stand plötzlich davor, der nette junge Mann von der Bushaltestelle. Auch da brauchte ich wieder einen Augenblick um ihn zu erkennen. Aber als er mich sah, lächelte er mich ganz unverwandt an, und schon war es um mich geschehen. Denn alle anderen Passanten verschwanden plötzlich vor meinen Augen, und ich sah nur noch ihn. Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, das Date einfach sausen zu lassen, aber da meldete sich mein schlechtes Gewissen zu Wort. Mein Gegenüber fragte mich lächelnd wie es mir erginge, woher ich denn gerade komme und was ich denn vorhabe? Ich sagte ihm, dass ich gerade vom Frisör käme und das sich in meinem Leben etwas Gravierendes verändert hat, nicht allein die Frisur. Ich erzählte ihm alles, auch dass ich jetzt ein Date habe. Nun, sagte er, als ich fertig war, da hast du ja keine so schöne Zeit hinter dir was? Wir beide gingen ein Stück zusammen, da auch er noch etwas Zeit hatte. Dabei unterhielten wir uns wieder angeregt. Bevor wir uns dann verabschiedeten tauschten wir uns diesmal noch die Handynummern aus. Das konnte doch kein Zufall mehr sein, drei mal hatten wir uns gesehen ohne es zu beabsichtigen. Bei dem Date stellte es sich heraus, dass wir nicht gerade gut zueinander passten. Das stellte er ebenso fest wie ich, und so sahen wir uns nie wieder. Aber er hatte, ohne es zu ahnen, zwei Menschen zusammen geführt. Denn der nette junge Mann und ich sahen uns jetzt öfter, gezielt in der Stadt. Wir spürten beide diese unglaubliche Liebe zueinander, und fühlten uns beide zu dem anderen hin gezogen. In einem Park in der Innenstadt küssten wir uns das erste Mal ausgiebig. Ich kann mich, in meinen 43 Lebensjahren, nicht daran erinnern, je so geliebt zu haben. Auch wenn es mehrere Anläufe gebraucht hat, war es Liebe auf dem ersten Blick. Denn ich hatte ihn gleich von Anfang an in mein Herz geschlossen, schon als ich ihn auf mich zu schlendern sah. Doch durch die Lebensumstände, konnte ich mich dem nicht gleich öffnen. Später dann aber schon. Wir lieben uns beide sehr und sind seit 2011 verheiratet. Ich kann nur sagen, dass die besten Liebesgeschichten das Leben selbst schreibt. Ausserdem ist es sehr schön, so zusammen geführt worden zu sein, denn anders kann ich das nicht sehen. Das Schicksal meinte es sehr gut mit uns. Ich kann nur jedem auch ein solches Glück wünschen.
Zusatz: erlebt
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